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Brasiliens Gründerfigur starb vor 450 Jahren - Jesuit Manuel da Nóbrega gewann das Vertrauen der Indigenen

Manuel da Nóbrega war Brasiliens Gründerfigur. Der Jesuit wusste zwischen Portugiesen und Indigenen zu vermitteln und kämpfte gegen die Versklavung der Ureinwohner. Einer wie er würde heute in Bolsonaros Brasilien gebraucht.

"Nóbrega und seine Begleiter" von Manuel Joaquim Corte Real, Museu Nacional das Belas Artes in Rio de Janeiro.

"Der brasilianische Boden verspricht viele Früchte zu bringen, aber es fehlt an Arbeitskräften." In höchsten Tönen pries Manuel da Nóbrega die neue Kolonie 1549 in einem Brief an seine portugiesischen Ordensoberen. Man möge aber, so der Jesuit und Missionar, dringend Frauen schicken, um die fruchtbare Erde zu besiedeln und dem unchristlichen Treiben zwischen portugiesischen Siedlern und indigenen und afrikanischen Frauen ein Ende zu bereiten.

Vor 450 Jahren, am 18. Oktober 1570, starb Nobrega in Rio de Janeiro - an seinem 53. Geburtstag.
Anfang 1549 war der aus einflussreichem Hause im nordportugiesischen Alijo stammende Theologe mit dem designierten Generalgouverneur Tome de Sousa in der sogenannten Allerheiligenbucht gelandet. Dort gründeten sie die Stadt Salvador da Bahia, Brasiliens erste Hauptstadt.

Während de Sousa die Besiedlung der 1500 entdeckten Kolonie organisierte, errichtete Nobrega die brasilianische Jesuiten-Mission. Durch "Lehre und Katechese" sollte damit Portugals Machtanspruch auch religiös abgesichert werden. Dazu sollten die Indigenen bekehrt und zu vorbildlichen Untertanen erzogen werden.

Anerkennung der Indigenen

Wie der Dominikaner Bartolomé de Las Casas in Spanisch-Amerika setzte sich Nóbrega für die Anerkennung der Indigenen als Menschen ein, die nicht versklavt werden dürften. Doch erst einmal bot sich ihm bei der Ankunft in Brasilien ein Bild des Schreckens. Die in der Kolonie lebenden Portugiesen scherten sich wenig um Moral und Gottes Wort. Sie hatten gleich mehrere Frauen, indigene oder afrikanische Sklavinnen. Aus diesen Verbindungen entsprangen immer mehr Mestizen.

Nóbregas anfängliche Empörung wich freilich bald einem pragmatischem Kalkül. Denn das unmoralische Durcheinander erleichterte seinen Bekehrungsauftrag. Während viele "bekehrte" Indigene nach erfolgter Katechese und trotz anschließender Taufe die christlichen Gebote schlicht ignorierten, erzogen die mit Europäern liierten Frauen die gemeinsamen Kinder im christlichen Glauben.

Solchen Pragmatismus teilten nicht alle. Pero Fernandes Sardinha, Brasiliens erster Bischof, schwärzte Nóbrega in der Heimat an. Ihm missfiel, dass dieser die Indio-Sprachen bei Messen und Beichten zuließ, indigene Bräuche nicht verbot und nichts gegen die Vermehrung "heidnischer Mestizen" unternahm.

Ironie des Schicksals: Jahre später wurde der Hardliner Sardinha ausgerechnet von aufgebrachten Indigenen buchstäblich verspeist. Nobrega hingegen gelang es, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen und sie in den Dienst Portugals zu stellen. In den Folgejahren gründete er entlang der Küste zahlreiche Indio-Missionen, Schulen und Seminare.

Gründung von São Paulo und Rio de Janeiro

Als erster wagte Nóbrega sich zudem 1554 hinauf in das von Indigenen bewohnte Küstengebirge nördlich der Hafenstadt São Vicente. Auf einem rund 60 Kilometer landeinwärts gelegenen Hochplateau gründete er die Mission Piratininga, die bald schon in São Paulo umbenannt wurde. Von hier aus wurde in den folgenden Jahrhunderten das Landesinnere erschlossen. Heute ist São Paulo  eine der größten Städte der südlichen Hemisphäre und Brasiliens Wirtschaftsmotor.

Als die Franzosen die weiter nördlich liegende Guanabara-Bucht besetzten, um dort einen protestantischen Staat zu errichten, schwang sich Nóbrega gar zum Anführer der Gegenreformation in der Neuen Welt auf. Zur Unterstützung der Portugiesen stellte er eine kampfstarke Truppe aus Indigenen zusammen.

An einem Strand unterhalb des Zuckerhutes gründete der Trupp 1565 die Stadt Rio de Janeiro, von 1763 bis 1960 Brasiliens Hauptstadt. Damit war Nóbrega an der Gründung der drei wichtigsten Städte Brasiliens beteiligt. Nach jahrelangem Ringen gelang es den Portugiesen schließlich, die Franzosen aus der Bucht zu vertreiben; das Riesenreich war für die Portugals Krone gesichert.

Doch das beschwerliche Leben in den Tropen forderte seinen Tribut. Seit 1567 schwer krank, starb Nobrega an seinem Geburtstag 1570 in Rio de Janeiro. Es bleiben seine Berichte, einzigartige Zeugnisse über das Leben in der frühen Kolonie. So stammen aus seiner Feder auch die frühesten erhaltenen Prosatexte Brasiliens.

Autor: Thomas Milz, KNA

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