Brasilien: Uneinigkeit über Karneval-Feierlichkeiten in Corona-Pandemie
Nicht nur in Deutschland, auch in Brasilien wird darüber diskutiert, ob in der derzeitigen Situation der Pandemie Karnevalsfeiern stattfinden können - und das, obwohl in Brasilien die Corona-Infektionen gerade so niedrig sind, wie lange nicht mehr.
Brasiliens Politik ist sich weiter uneinig über die Durchführung von Karnevalsfeierlichkeiten und Silvesterpartys in Corona-Zeiten. Zu Wochenbeginn gaben die Rathausoberen von 70 Städten in São Paulo, Minas Gerais und anderen Bundesstaaten bekannt, dass sie wegen der weltweit laufenden vierten Corona-Welle sowohl den Karneval als auch sämtliche Straßenfeste („blocos“) aus Sicherheitsgründen oder finanziellen Gründen absagen würden, berichten lokale Medien. Solange die Impfquote weiter niedrig liege, würden alle traditionellen Veranstaltungen in 2022 auf Eis gelegt.
Entscheidung liegt bei den Kommunen
Für landesweite Aufmerksamkeit gesorgt hatte die Karnevalsabsage der Bergregion São Luiz do Paraitinga im Landesinneren des Bundesstaates São Paulo, die für ihren traditionellen Karneval bekannt ist und sich besonders bei jungen Brasilianerinnen und Brasilianern größter Beliebtheit erfreut. “Es ist ein Moment der Vorsicht und es ist nicht förderlich, große Ansammlungen zu bilden", zitiert der brasilianische Sender „RádioJournal“ den Gemeindevorsitz. Im Bundesstaat São Paulo folgten dem Beispiel 65 Städte. Sorocaba, Tremembé, Sao Bento de Sapucaí und Suzano werden das zweite Jahr in Folge ohne Karnevalsfeiern bleiben.
Auch in Paraíba im Nordosten und in vier Gemeinden im Landesinneren von Minas Gerais fällt Karneval coronabedingt aus. In der Mega-Metropole São Paulo hingegen kündigte die örtliche Verwaltung an, mit einer Entscheidung bis Januar 2021 zu warten. Bis dahin würden Sambaschulen und Straßengruppen ihre Paraden weiter einüben, hieß es. Die einzigen Städte, die den Karneval vorerst bestätigt haben, sind die Karnevalshochburgen Rio de Janeiro, Recife und Salvador. Auch zu den Silvesterfeierlichkeiten werden Millonen Menschen erwartet. Brasiliens Tourismusminister Gilson Machado Neto erklärte, die Entscheidung dafür liege bei den Gemeinden und Bundesstaaten, berichtet die Nachrichtenagentur AP.
Impfquote beträgt rund 60 Prozent
Die landesweite Impfquote liegt in Brasilien bei rund 60 Prozent. In Rio de Janeiro seien bisher fast alle Erwachsenen mindestens zweimal geimpft worden, so AP. In der vergangenen Woche hatte sich die Weltgesundheitsorganisation WHO besorgt über die geplanten Karnevalsumzüge gezeigt. "Es beunruhigt mich sehr, wenn ich sehe, dass in Brasilien über die Eröffnung des Karnevals diskutiert wird“, zitiert das Newsportal „G1“ die WHO-Expertin Mariângela Simão. Statt riesige Menschenmassen zusammenzubringen, müsse man schon „jetzt Maßnahmen für 2022 planen“. Bisher sind in Brasilien mehr als 600.000 Menschen mit oder an Covid-19 gestorben. (bb)