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Brasilien: Umstrittene Expedition in Schutzgebiet gefährdet Indigene

Die staatliche Indigenenbehörde Funai plant eine Expedition zu isoliert lebenden Indigenen. Diese könnten dadurch einer Covid-19-Infektion ausgesetzt werden.

Regenwald, Amazonas, Brasilien, Abholzung

Abgeholzter Regenwald im brasilianischen Amazonasgebiet. Symbolbild: Adveniat/Thomas Milz

Brasiliens Bundesstaatsanwaltschaft (Ministério Público) hat der Indigenenbehörde Funai geraten, von der geplanten Expedition in das in der Region des Xingu-Flusses gelegene Indigenengebiet Ituna Itatá abzusehen. Das indigene Territorium ist derzeit für Nicht-Indigene gesperrt, da sich dort isoliert lebende Indigene aufhalten. Nach Medienberichten vom Wochenende sollen sich bereits Mitarbeiter der Funai in der Stadt Altamira befinden, von wo aus die Expedition starten soll. Die Nachrichtenagentur AP berichtete am Dienstag, dass die Expedition bereits aufgebrochen sein.

Indigenengebiet Ituna Itatá soll halbiert werden

Die Initiative für die Expedition geht auf ein Gesuch des Senators Zequinha Marinho zurück, der sich für die Reduzierung des Indigenengebiets Ituna Itatá einsetzt. So sei in etwa eine Halbierung des Gebietes geplant. Die freiwerdenden Gebiete sollen an Landwirte abgetreten werden, die bereits illegal in dem Indigenengebiet aktiv sind. Marinho erklärte, das Gebiet möge sofort für die Landwirtschaft freigegeben werden, falls die Expedition zu dem Schluss kommen sollte, dass die angeblich dort ansässigen Indigenen in Wahrheit nicht vor Ort seien. Bisher habe es keine ernsthaften wissenschaftlichen Untersuchungen gegeben, die beweisen, dass das Gebiet tatsächlich ein traditionelles Siedlungsgebiet der Indigenen ist und ihnen deshalb das Schutzgebiet zustehe.

Die Staatsanwälte hingegen argumentieren, dass die illegal in dem Gebiet siedelnden Landwirte abziehen müssen. Diese bedeuteten zudem eine Gefahr für die Funai-Mitarbeiter, weshalb eine eventuelle Expedition erst nach dem Abzug der weißen Siedler erfolgen könne. Zudem wiesen sie auf Funai-eigene Protokolle hin, wonach die Indigenengebiet erst nach einer Quarantäne betreten werden dürfen. Auch müsse erst ein Aktionsplan vorgelegt werden, wie die Expeditionsteilnehmer den Schutz der Indigenen vor Covid-19 zu realisieren gedenken.

Abholzung hat bereits fast ein Viertel des Gebiets zerstört

Das Indigenengebiet Ituna Itatá erlangte vergangenes Jahr eine traurige Berühmtheit. Kein anderes indigenes Schutzgebiet litt derart unter illegaler Abholzung. Das Gebiet stand für 13 Prozent aller Abholzungen in indigenen Gebieten in Brasiliens. Alleine in 2019 wurden 23 Prozent der Wälder des Schutzgebietes zerstört. Seit 2010 gelten besonders strenge Regeln für das Betreten des Indigenegebietes, das in der Nähe des umstrittenen Staudamms Belo Monte gelegen ist. Der besondere Schutzstatus war eine Auflage für die Baugenehmigung des Staudammes.

Der evangelikale Senator José da Cruz Marinho ist für die Partido Social Cristão (PSC - Sozial-Christliche Partei) im Senat. Er gilt als Verbündeter von Präsident Jair Messias Bolsonaro, der die Indigenengebiete für die landwirtschaftliche Nutzung freigeben will. Berühmtheit erreichte Marinho durch seine verbalen Angriffe auf Beamte der Umweltbehörden, die gegen kriminelle Banden in der Amazonasregion vorgegangen waren. Vertreter der Umweltbehörden werfen dem Senator vor, durch seine Äußerungen die Aktivitäten illegaler Banden zu legitimieren. 

thm (ap)

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