Brasilien: Präsidentschaftskandidat Lula gibt sich grün

Der brasilianische Präsidentschaftskandidat Lula da Silva bei einem Gastvortrag in Paris am 16. November 2021. Foto: Lula no Instituto Sciences Po, Mídia NINJA - Oliver Kornblihtt, CC BY-NC 4.0
Lula widmet sich in seiner am Dienstag, 21. Juni vorgelegten Wahlplattform auch grünen Themen. Zum Beispiel soll es Initiativen geben, um die Abholzung des Amazonas-Regenwaldes komplett zu stoppen. Der Ex-Präsident umgarnt moderate Wähler und erstaunlicherweise auch die Evangelikalen, die vor vier Jahren zu 70 Prozent dem rechtsextremen Bolsonaro ihre Stimme gaben. An die Evangelikalen gewandt, hatte Lula in einem Interview im April gesagt, Bolsonaro glaube nicht an Gott und erwecke einen falschen Eindruck. Die Gläubigen in Brasilien hätten nie mehr Respekt erfahren als zu seiner, Lulas, Amtszeit. Auffällig betont er die Bedeutung der Familie.
Der 76-jährige Linkspolitiker war bereits von 2003 bis 2010 Präsident Brasiliens. Lula stellte seine Pläne in einem Hotel in São Paulo vor, gemeinsam mit seinem Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten, dem rechtsgerichteten ehemaligen Gouverneur von São Paulo, Geraldo Alckmin.
Konsequente Bekämpfung von Umwelt-Verbrechen
Das 34-seitige Dokument mit den Wahlvorhaben wird bei landesweiten Versammlungen mit Verbündeten noch überarbeitet. Lula sagt Umweltverbrechen den Kampf an, die zum Beispiel von Holzhändlern oder Goldschürfern begangen werden. Bereits entwaldete Gebiete sollen wieder aufgeforstet werden. Grüne Arbeitsplätze sollen dem Wahlprogramm zufolge beim staatlichen Ölunternehmen Petrobras entstehen. Dieses soll sich zum Beispiel auch bei Biotreibstoffen und erneuerbaren Energien engagieren. Präsident Bolsonaro steht dagegen fest an der Seite des Bergbaus und befürwortet auch Aktivitäten auf indigenem Territorium.
Sieben Parteien, die die Kandidatur Lulas unterstützen, einigten sich auf den Entwurf. Dieser lässt viele brisante Themen aus, die erwartet worden waren, etwa eine Landreform oder die Regulierung der Medien. Brasiliens Geschäftswelt soll offenbar nicht verunsichert werden, sie könnte sich mit einer Rückkehr Lulas ins Präsidentenamt nicht recht anfreunden.