Brasilien: Maracanã-Stadion in Rio soll Pelés Namen tragen
Das berühmte Maracanã-Stadion im brasilianischen Rio nach dem Weltfußballer Pelé umzubenennen, stößt nicht auf ungeteilte Zustimmung. Offiziell trägt das Stadion den Namen eines Sportjournalisten, dessen Nachkommen jetzt Einspruch erheben.
Das Parlament des Bundesstaates Rio de Janeiro hat am Dienstag, 9. März 2021, entschieden, das in Rios Stadtteil Maracanã gelegene Stadion nach Pelé, dem wohl berühmtesten Fußballer aller Zeiten zu benennen. Der dreifache Fußball-Weltmeister (1958, 1962, 1970) hatte im vergangenen Jahr seinen 80. Geburtstag gefeiert. Offiziell ist das 1950 fertiggestellte Stadion, in dem Deutschland 2014 mit einem 1 : 0 gegen Brasiliens Erzrivalen Argentinien Weltmeister wurde, nach dem Sportjournalisten und Schriftsteller Mário Filho benannt. Wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" schreibt, hatte dieser sich in Rio de Janeiro, das seinerzeit noch die Hauptstadt Brasiliens war, leidenschaftlich dafür eingesetzt, das neue Stadion in Maracanã, und nicht wie geplant im abgelegenen Stadtteil Jacarepaguá, zu bauen. Maracanã steht auch für ein nationales Trauma: Brasilien unterlag 1950 im entscheidenden WM-Spiel (ein Finale gab es nicht, nur eine Finalrunde) dem Nachbarn Uruguay vor rund 200.000 Zuschauern mit 1 : 2. Hierfür steht der Begriff "Maracanaço". 2020 feierte das Stadion seinen 70. Geburtstag.
Pelé oder ein Sportjournalist als Namensgeber
Einer Umbennenung des „Estádio Jornalista Mário Filho“ muss der Gouverneur des Bundesstaates Rio de Janeiro, Cláudio Castro, zustimmen, er kann auch ein Veto einlegen. "Fußballkönig" Pelé würde künftig mit dem „Estádio Edson Arantes do Nascimento - Rei Pelé“ gehuldigt. Die protestierenden Nachfahren des bisherigen, 1966 gestorbenen Namensgebers Mário Filho sollen den Plänen zufolge damit getröstet werden, dass das daneben gelegene Leichtathletikstadion Celio de Barros den Namen Mário Filhos trägt. Ein Enkel, ebenfall Journalist, spricht von einer "Barbarei", den Namen seines Großvaters mit einem Federstrich zu tilgen. Unmut mache sich auch in den sozialen Netzwerken breit, berichtet das Online-Portal www.lance.com. Auf Twitter forderten viele das Veto des Gouverneurs. Die Strahlkraft des Namens Pelé ist das eine, Geschichtsbewusstsein das andere. Ein User erinnerte daran, dass zu den vielen Verdiensten von Mário Filho zähle, dass er den Wettbewerb von Rios Samba-Schulen ins Leben gerufen habe.