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Brasilien: Anthropologe der Schutzbehörde Funai von Indigenen getötet

Rieli Franciscato (56) war Leiter des Schutzprogramms für isoliert lebende Indigene im Gebiet Uru Eu Wau Wau. Experten vermuten, dass die Indigenen den Anthropologen mit Invasoren verwechselten, die ihr Gebiet bedrohen.

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Rieli Franciscato war Experte für unkontaktierte Indigene im Amazonasgebiet. Foto: funai.gov.br

Ein Anthropologe der staatlichen Indigenenbehörde Funai ist im westlichen Amazonasgliedstaat Rondonia von einer Gruppe isoliert lebender Indigener getötet worden, berichten Medien am Mittwochabend (Ortszeit). Rieli Franciscato (56) galt als einer der erfahrensten „Indigenistas“ (Indigenen-Scouts) Brasiliens und war Leiter des lokalen Schutzprogramms für isoliert lebende Indigene im Gebiet Uru Eu Wau Wau. Experten vermuten, dass die Indigenen den Anthropologen mit Invasoren verwechselten, die ihr Gebiet bedrohen.

Funai-Mitarbeiter wollte Konflikt verhindern

Die isoliert lebenden Indigenen waren in den 1990er Jahren erstmals gesichtet worden. Seitdem sind sie als „Isolierte vom Cautario-Fluss“ bekannt. Bereits am 19. Juni waren sie in der Region gesichtet worden. Am Mittwochmorgen wurde eine Gruppe von etwa fünf Indigenen an einer Landstraße in der Region von Seringueiras gesichtet. Daraufhin informierten Anwohner die Funai. Franciscato, der für die Fernüberwachung der Gruppe zuständig war, eilte an die Stelle, um einen Konflikt zwischen den Indigenen und Anwohnern zu verhindern. Dabei wurde er mit einem Pfeil in die Brust getötet.

Der Wald im Umkreis des Indigenengebietes Uru Eu Wau Wau ist bereits zu einem großen Teil durch illegale Aktionen weißer Siedler und Bauern zerstört worden. Zudem dringen diese immer mehr auf das eigentlich exklusiv den Indigenen zur Verfügung stehende Gebiet vor. Sie sollen auch für Brände verantwortlich sein, die das Reservat im vergangenen und dieses Jahr heimsuchten. Experten vermuten, dass die mehrmalige Kontaktaufnahme der Indigenen mit der Außenwelt in diesem Jahr eine Reaktion auf die angespannte Lage innerhalb des Reservats ist.

Angriff als Akt der Selbstverteidigung

Experten verteidigten die Indigenen in den brasilianischen Medien. Laut einer Presseerklärung des Indigenen- und Umweltschutzverbands Kanindé können die isoliert lebenden Indigenen nicht unterscheiden zwischen Personen, die sie beschützen wollen und solchen, die sie bedrohen. „Ihr Gebiet ist durch Eindringlinge bedroht und sie versuchen zu überleben“, so die Presseerklärung. Der ehemalige Präsident der Funai, Sydney Possuello, machte Brasiliens Regierung mitverantwortlich. Die Inkompetenz der derzeitig Verantwortlichen setze die Funai-Beamten Gefahren aus.
 
Unter dem rechtspopulistischen Präsidenten Jair Messias Bolsonaro wurden sowohl die finanziellen Mittel der Funai wie auch ihre Kompetenzen zum Schutz der indigenen Völker beschnitten. In vielen Regionen sind besonders isoliert lebende Indigene schutzlos den in ihre Gebiete eindringenden Goldsuchern, Wildjägern und Holzhändlern ausgeliefert. Zudem hat Bolsonaro den evangelikalen Missionar Ricardo Lopes Dias zum Leiter der Abteilung für unkontaktierte Völker bei der Funai ernannt. Dieser gehört einer Missionarsgruppe an, die unkontaktierten Völkern das Christentum nahebringen will.  

Autor: Thomas Milz

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