Bischöfliche Aktion Adveniat e.V.
Brasilien |

Brasilianischem Skandalkonzern droht Bankrott

Der Mischkonzern Odebrecht steht im Zentrum des größten Korruptionsskandals in Lateinamerika - jetzt hat er einen Insolvenzantrag gestellt. Bis auf Weiteres will die Firma jedoch unverdrossen Geschäfte machen.

Ein Odebrecht-Firmenschild am Olympischen Dorf in Rio de Janeiro. Foto: picture-alliance/dpa/G. Ismar

Der brasilianische Odebrecht-Konzern hat nach eigenen Angaben Insolvenz beantragt. In dem Schreiben an ein Insolvenzgericht in São Paulo geht es demnach um den Mutterkonzern Odebrecht S.A. und einige Tochtergesellschaften, jedoch seien andere Firmenteile wie die Petrochemie-Sparte Braskem S.A. nicht betroffen. Das Unternehmen erhofft sich von dem Schritt eine Umschuldung von 51 Milliarden Reais (11,7 Milliarden Euro) und will zunächst seine wirtschaftlichen Aktivitäten fortführen.

"Operation Waschstraße"

Der Bau- und Mischkonzern ist massiv in den größten Korruptionsskandal Lateinamerikas, genannt "Operation Waschstraße", verwickelt. Odebrecht zahlte nach Erkenntnissen von Ermittlern systematisch Schmiergelder an Politiker verschiedener Länder, die dem Konzern im Gegenzug staatliche Aufträge erteilten. Die US-Justiz schätzt die Gesamtsumme der Schmiergelder auf 785 Millionen Dollar (700 Millionen Euro), in verschiedenen Ländern wird gegen Hunderte Politiker, Unternehmer und Beamte ermittelt.

Ende 2016 gestand der Konzern seine Schuld ein und einigte sich mit den Strafverfolgern in den USA, Brasilien und der Schweiz auf Strafzahlungen von insgesamt 2,6 Milliarden Dollar (2,3 Milliarden Euro). Der frühere Geschäftsführer Marcelo Odebrecht wurde bereits 2015 zu 19 Jahren Haft verurteilt, 2017 wurde die Strafe verkürzt und in Hausarrest in seiner Luxusvilla in São Paulo umgewandelt. Auch die beiden früheren brasilianischen Präsidenten Michel Temer und Luiz Inacio Lula da Silva waren laut Gerichtsurteilen in die Korruptionsaffäre verwickelt, letzterer sitzt eine zwölfjährige Haftstrafe ab.

Auch in Peru, wo Odebrecht Bestechungen in Höhe von 29 Millionen Dollar zugegeben hat, reicht der Verdacht bis zur Staatsspitze - in gleich drei Fällen: Im Mai wurde Anklage gegen Ex-Staatspräsident Ollanta Humala und dessen Frau Nadine Heredia erhoben, sein Nachfolger Pedro Pablo Kuczynski steht unter Hausarrest. Humalas Vorgänger Alan Garcia entzog sich seiner Festnahme durch Suizid.

Niedergang eines Traditionskonzerns

In seiner Mitteilung zum Insolvenzverfahren nannte der Konzern das nun anstehende Insolvenzverfahren "die Konsequenz einer wirtschaftlichen Krise". Binnen fünf Jahren habe man die Belegschaft von 180.000 auf 48.000 Angestellte reduziert. Analysten machen die jahrelange Krise des bedeutsamen Unternehmens sogar als eine Ursache für die Rezession der brasilianischen Wirtschaft 2015/16 aus. Der 1944 von deutschen Einwanderern gegründete Konzern war über Jahrzehnte eines der wichtigsten Unternehmen Brasiliens, das weit über Südamerika hinaus aktiv war: So hat Odebrecht etwa eine Basketball-Arena in Miami und einen Staudamm in Angola gebaut.

Quelle: Deutsche Welle, ehl/jj (dpa, afp, ap)

Weitere Nachrichten zu: Wirtschaft

Cookie Einstellungen

Erforderliche Cookies sind für den reibungslosen Betrieb der Website zuständig, indem sie Kernfunktionalitäten ermöglichen, ohne die unsere Website nicht richtig funktioniert. Diese Cookies können nur über Ihre Browser-Einstellungen deaktiviert werden.

Anbieter:

Bischöfliche Aktion Adveniat e.V.

Datenschutz

Marketing-Cookies werden verwendet, um Besuchern auf Webseiten zu folgen. Die Absicht ist, Anzeigen zu zeigen, die relevant und ansprechend für den einzelnen Benutzer sind und daher wertvoller für Publisher und werbetreibende Drittparteien sind.

Anbieter:

Google Ireland Limited

Datenschutz

Statistik-Cookies dienen der Analyse und helfen uns dabei zu verstehen, wie Besucher mit unserer Website interagieren, indem Informationen anonymisiert gesammelt werden. Auf Basis dieser Informationen können wir unsere Website für Sie weiter verbessern und optimieren.

Anbieter:

Google Ireland Limited

Datenschutz