Bolivien: Linkskandidat Arce offenbar Wahlsieger
Linkskandidat Luis Arce liegt nach ersten Ergebnissen offenbar vorne. Interimspräsidentin Jeanine Áñez gratulierte dem Wahlsieger per Twitter.

Foto (2015): Luis Arce, UNCTAD, CC BY-SA 4.0, Zuschnitt
Linkskandidat Luis Arce hat nach Angaben von verschiedenen nicht offiziellen Schnellauszählungen die Präsidentschaftswahlen in Bolivien im ersten Durchgang gewonnen. Demnach kam Arce auf rund 53 Prozent der Stimmen. Interimspräsidentin Jeanine Áñez gratulierte Arce in einer ersten Reaktion via Twitter. Auch wenn noch kein offizielles Ergebnis vorliege, hätten Arce und Vizepräsidentschaftskandidat Choquehuanca laut vorliegenden Daten die Wahl gewonnen, schrieb Áñez. „Ich beglückwünsche die Gewinner und bitte sie, an Bolivien und die Demokratie denkend zu regieren.“ Ex-Präsident Evo Morales twitterte aus dem Exil in Argentinien Glückwünsche an die Wahlsieger und die gewählten Autoritäten. Seine sozialistische Partei MAS habe in beiden Kammern die Mehrheit errungen.
OAS und EU loben friedlichen Wahlverlauf
Vertreter der Vereinten Nationen, der Europäischen Union und der Organisation Amerikanischer Staaten stellten am Sonntagabend (Ortszeit) in ersten Reaktionen den friedlichen Verlauf des Urnenganges heraus. Die Wahlbehörde TSE publiziert in Echtzeit die einlaufenden Resultate auf einer Internetseite. Laut den Portalen „El Deber“ und „Pagina Siete“ habe unter Berufung auf nicht offizielle Schnellauszählungen der sozialistische Kandidat Luis Arce die Wahlen mit 52,4 Prozent gewonnen. Er rief sich noch in der Nacht zum Sieger aus: „Wir werden für alle Bolivianer regieren. Wir werden eine Regierung der nationalen Einheit aufbauen.“ Der konservative Ex-Präsident Carlos Mesa kommt laut oben genannter Quellen auf 31,5 Prozent, der rechtskonservative Anwärter Luis Camacho auf 14,1 Prozent der Stimmen. Mit offiziellen Ergebnissen ist allerdings erst im Verlaufe des Montags (Ortszeit) zu rechnen.
Der Erzbischof von La Paz, Sergio Gualberti, hatte in seiner Sonntagspredigt seine Landsleute dazu aufgerufen, die Stimmabgabe im Klima eines friedlichen Miteinanders und ohne Gewalt zu vollziehen. Boliviens Ex-Präsident Evo Morales rief von seinem Exil in Argentinien dazu auf, das Ergebnis der Wahlen zu akzeptieren.
Neuwahlen aufgrund von Manipulationsvorwürfen
Bolivien wurde nach der Präsidentschaftswahl im Oktober vergangenen Jahres von heftigen Unruhen erschüttert. Schon die Kandidatur des damaligen Präsidenten Evo Morales war nach einem verloren gegangenen Referendum über eine dazu notwendige Verfassungsänderung hoch umstritten. Morales brach sein Wort und setzte seine Kandidatur gegen das Wählervotum auf juristischem Wege durch. Später räumte er ein, dies sei ein Fehler gewesen. Nach den Präsidentschaftswahlen warf die Opposition dem seit 2006 regierenden sozialistischen Präsidenten Wahlbetrug vor, Hunderttausende gingen auf die Straße. Morales bestand zunächst auf einem Sieg im ersten Durchgang. Eine Kommission der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) bestätigte diese Einschätzung und sprach in einem Abschlussbericht von schwerwiegenden Manipulationsversuchen und empfahl Neuwahlen.
Morales trat daraufhin zurück und ging zunächst nach Mexiko und später nach Argentinien ins Exil. Unter Berufung neuer Studien aus den USA weist Morales inzwischen die Vorwürfe zurück und spricht von einem Putschversuch gegen ihn.