Bolivien als Sitz des Instituts für indigene Sprachen?
Der Iberoamerika-Gipfel in Guatemala im November 2018 hatte die Gründung eines Instituts für indigene Sprachen beschlossen. Im Jahr 2019, das die Vereinten Nationen zum Jahr der indigenen Sprachen erklärt haben, werden die Pläne konkreter.
Eine Entscheidung für Bolivien als Sitz des "Instituto Iberoamericano de Lenguas Indígenas" läge nahe, weil sich das Land seit dem Jahr 2006 intensiv dafür einsetze, die indigenen Sprachen lebendig zu halten, so der "Fondo para el Desarrollo de los Pueblos Indígenas de América Latina y El Caribe" (FILAC), der kürzlich in der bolivianischen Stadt Santa Cruz tagte. Das Treffen betonte die historisch gewachsene Rolle der Frauen beim Schutz und der Weitergabe der indigenen Sprachen.
Das Jahrzehnt von 2021 bis 2030 soll international ganz im Zeichen der indigenen Sprachen stehen, so der Wunsch der Teilnehmer. Peru baut bereits ein eigenes nationales Institut für indigene Sprachen auf. Ein Drittel der Bevölkerung des Andenlandes bezeichnet sich als indigen. Insgesamt 4.5 Millionen Peruaner sprechen 48 verschiedene indigene Sprachen.
Viele indigene Sprachen überschreiten Ländergrenzen
Der Iberoamerika-Gipfel im guatemaltekischen Antigua hatte Ende vergangenen Jahres einen Vorschlag der Regierungen Boliviens und Ecuadors aufgegriffen. Ein iberoamerikanisches Institut solle die Erhaltung und Entwicklung der indigenen Sprachen fördern. In Lateinamerika gibt es rund 500 indigene Sprachen, von denen ein Viertel vom Aussterben bedroht ist. Über 100 indigene Sprachen werden grenzübergreifend gesprochen.
Bolivien erkennt offiziell 36 indigene Völker und ihre Sprachen an. Dahinter steht die Überzeugung, dass mit dem Verschwinden einer indigenen Sprache ein Teil der Kultur des Landes für immer verloren wäre. In Bolivien beträgt der indigene Bevölkerungsanteil 43 Prozent. Eng verbunden mit der Sprache ist die indigene Kosmovision, die den Menschen als Teil der Natur ansieht. (bs)