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Kolumbien |

Bogotás Bürgermeister fordert kontrollierte Drogenabgabe

Bogotás Bürgermeisters Gustavo Petro hadert mit seinen eigenen Wählern: "Wir haben die niedrigste Mordrate seit 40 Jahren, aber in der Wahrnehmung der Bürger spielt das keine Rolle", ärgert sich der ehemalige Guerilla-Kämpfer, der vor gut einem Jahr an die Spitze der Neun-Millionenmetropole gewählt wurde. Petro versucht seit Beginn seiner Amtszeit mit ungewöhnlichen Methoden die Kriminalität in der Stadt zu bekämpfen. Erster Schachzug war die Durchsetzung eines Waffenverbotes in Bogota. Zivilisten wurde das Tragen registrierter Schusswaffen in der öffentlichkeit verboten. Konsequenz ist nach Lesart von Petros Statistiken nun der messbare Rückgang der Mordrate.

Beschaffungskriminalität nimmt zu

Doch die überwiegende Mehrheit der „Bogotanos“ hat einen anderen Eindruck von der Sicherheits-Realität in der Stadt: Es ist in der Hauptstadt – zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung - unsicherer geworden. Raubüberfälle häufen sich, die Methoden werden dabei immer kreativer. Jüngst berichteten die kolumbianischen Medien über Betäubungsmittelattacken gegen die Opfer, die mit einem nahezu unbemerkten Stich einer Spritze betäubt und dann ausgeraubt werden. Vor allem auf die Smartphones und Computer haben es die Diebe abgesehen, klassisches Beutepotential von Drogenabhängigen zur Finanzierung ihrer Sucht.

Leider überstrahle dies die Erfolge im Kampf gegen die Gewalt, ärgert sich Petro. "Wir haben nur noch 16 Morde auf 100.000 Einwohner. Zu Hochzeiten waren es mal 73 und im vergangenen Jahr 21. Das bedeutet, es gibt immer weniger Gewalt in Bogotá ", zählt Petro auf.

Petro fordert kontrollierten Drogenkonsum

Nun will Petro den nächsten Schritt wagen und auch das Thema der Kriminalität anpacken. Mit einer teilweisen Freigabe von kontrolliertem Drogenkonsum in den gefährlichsten Vierteln der Stadt will er die Beschaffungskriminalität reduzieren. Die Zeit sei reif für einen solchen Schritt, erklärte Petro in der vergangenen Woche und verwies auf die Debatte in Uruguay. Dort diskutiert das nationale Parlament über die Entkriminalisierung von Drogen, um den Produzenten die finanzielle Grundlage zu entziehen. Seit Petro vor ein paar Tagen den Vorschlag öffentlich machte, ist in Kolumbien eine heftige Debatte entbrannt.

Unterstützung erhielt Petro unter anderem von Kolumbiens Ex-Präsident César Gaviria, der auf erfolgreiche Projekte in Brasilien und Europa verwies. Drogenabhängige sollen unter medizinischer Aufsicht kontrolliert Drogen konsumieren können. Ziel sei es keinesfalls, den Verkauf von Drogen auszuweiten, wie Kritiker der Initiative befürchten, sondern die Kriminalität und Unsicherheit zu reduzieren. Gaviria gehört zu einer Gruppe von drei ehemaligen Präsidenten (Ernesto Zedillo/México und Fernando Henrique Cardoso/Brasilien), die jüngst ein Dossier mit dem Titel "Drogen und Demokratie - auf zu einem Paradigmenwechsel" veröffentlichte. "In der Welt ist der Krieg gegen die Drogen gescheitert. Die Welt hat erkannt, dass diese Politik gescheitert ist und dass man sie ändern muss“, sagt Gaviria.

Polizei: Drogenkonsum ein Thema der öffentlichen Gesundheit

Einen Erfolg kann Petro mit seinem Vorstoß bereits verzeichnen. Auch die Polizei schaltet sich in die Debatte ein. General José Roberto León Riaño erklärte in einem Interview mit der Tageszeitung „El Tiempo“, Drogenkonsum müsse auch in Kolumbien wie ein Thema der öffentlichen Gesundheit angesehen werden.

Autor: Tobias Käufer

Gustavo Petro, Bürgermeister von Bogotá, fordert kontrollierte Abgabe von Drogen an Abhängige, um die Beschaffungskriminalität zu senken. Foto: flickr/Gustavo Petro

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