Bischof Kräutler warnt vor Tod am Amazonas
Brasilia. Der geplante Bau eines riesigen Staudamms im Amazonasgebiet würde nach Einschätzung von Bischof Erwin Kräutler Tod und Chaos statt Entwicklung bringen. In einem Brief an Staatspräsident Luiz Inacio Lula da Silva warnt der Präsident des kirchlichen Indianermissionsrates CIMI eindringlich vor der Errichtung des Belo-Monte-Staudamms am Xingu-Fluss. Der bereits im Oktober abgeschickte Brief wurde erst jetzt veröffentlicht, wie die Brasilianische Bischofskonferenz am Mittwoch auf ihrer Webseite berichtet.
Das Projekt soll 11.000 Megawatt Strom produzieren und würde somit der viertgrößte Staudamm der Welt sein. Damit diese Leistung konstant über das ganze Jahr produziert werden kann, müssten zudem drei weitere Staudämme flussaufwärts errichtet werden, die auch in der sieben Monate langen Trockenzeit ausreichend Wasser liefern könnten.
Im dem Brief mit der Überschrift "Projekt Belo Monte - der geplante Tod" fordert Kräutler den Präsidenten auf, die Bewohner der Region zu dem Projekt anzuhören und die sozialen Kosten des Großprojekts zu berücksichtigen. Die wenigen bislang durchgeführten öffentlichen Anhörungen seien lediglich Scheinveranstaltungen gewesen, von denen die Bewohner durch massive Polizeipräsenz ferngehalten worden seien, so Kräutler. Die Rechte der Bevölkerung seien "wieder einmal auf autoritäre und antidemokratische Art und Weise im Stil einer Diktatur übergangen worden". Die Entscheidung über das Projekt sei tatsächlich längst getroffen.
Der aus österreich stammende Bischof, der wegen seines Einsatzes für die Menschenrechte immer wieder Morddrohungen erhält, warnt vor unabsehbaren Folgen des Projektes. Zahlreiche Städte und Dörfer würden überschwemmt und einige Nebenflüsse nahezu versiegen. Indianerreservate und Naturschutzgebiete seien ebenso von den Überschwemmungen betroffen und der Lebensraum der dort ansässigen Indios massiv bedroht. "Wir wollen alle verhindern, dass die Regierung Lula in die Geschichtsbücher eingeht als die Regierung, die die Ausrottung der indigenen Völker des Xingu beschlossen hat", so Kräutler.
Quelle: kna