Armut unter Präsident Cartes verdoppelt
Die Zahl der in Armut lebenden Menschen hat sich in Paraguay mehr als verdoppelt. Zählte die Regierungsbehörde für Planung (STP) im Jahr 2013 noch 781.749 in Armut lebende Menschen, so waren es neuesten Daten zufolge 1,849 Millionen Personen. In extremer Armut lebten 2013 amtlichen Daten zufolge 597.982, diese Zahl ging jedoch auf rund 387.000 Menschen zurück. Laut Weltbank gelten Menschen als extrem arm, wenn sie weniger als einen Dollar am Tag zum Leben haben.
In einem Interview mit der US-amerikanischen Nachrichtenagentur AP erklärte der Bauerngewerkschafter Diosnel Benítez, dass Cartes die Armen in der südamerikanischen Binnenland-Nation vergessen habe. Stattdessen habe "die Umsetzung von Infrastrukturprojekten Vorrang gehabt, aber die Bauern wurden vergessen. Sie sind so arm wie vor 50 Jahren", so der Mann aus dem ärmsten Bezirk des Landes, San Pedro.
Großproduzenten kaufen Land von Kleinbauern
In dem Agrarland, das für seine Sojamonokulturen für den Export und eine der ungleichsten Landverteilung der Erde bekannt ist, würden "hunderte Bauern ihre kleinen Ländereien an die großen Sojaproduzenten verkaufen", sagt der Kleinbauernvertreter Benítez. Mit ihren Erzeugnissen könnten die Bauernfamilien im Wettbewerb nicht bestehen, es gebe weder einen heimischen Markt noch seien die Preise einträglich genug. Auf dem Land würden zudem bestehende Sozialprogramme wie Lebensmittelhilfen für über 65-Jährige oder Kindergeld für arme Familien nicht ankommen.
Die Massenarmut sei Benítez' Meinung nach eine Folge verfehlter Agrar- und Sozialpolitik. Dabei kündigte Staatspräsident Horacio Cartes bei seinem Amtsantritt 2013 den Kampf gegen extreme Armut als oberstes Ziel der Regierungsperiode an. (bb)