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Argentiniens Ringen um eine Schuldenentlastung geht erneut in Verlängerung

Argentinien will bis Juni mit privaten Gläubigern weiterverhandeln, um eine Lösung im Schuldenstreit zu finden und eine drohende Staatspleite abzuwehren. Diese hätte für die Argentinier schwere Folgen, denn das Land ist durch die Coronakrise zusätzlich geschwächt.

Argentinien verhandelt weiter, um Einigung mit Gläubigern über die Schuldenentlastung zu finden. Foto: Foto: Alex ProimosCien PesosCC BY-NC 4.0

Wie festgefahren die Situation im Ringen um einen Schuldenschnitt für Argentinien ist, kann man an Sätzen wie diesen ablesen: „Wir begrüßen die Bereitschaft Argentiniens, mit den Gläubigern zusammenzuarbeiten“. Das sagten die Vertreter von mehreren Investmentfonds am Freitag, nachdem die drittgrößte Volkswirtschaft Lateinamerikas in den „weichen Default“ gegangen war, weil sie Anleihen in Höhe von 503 Millionen Dollar nicht zurückgezahlt hat. Es waren freundliche Worte zu einem schwierigen Spiel.

Denn auf diesen Satz folgte ein zweiter, der deutlich macht, dass es noch an vielen Ecken hapert: „Taten sagen mehr als Worte“. Die Gläubiger erwarten von der Regierung in Buenos Aires größere Zugeständnisse als jene, die sie in den wochenlangen Verhandlungen bisher gemacht haben. Finanzminister Martín Guzmán, der die Gespräche führt, versprach Zugeständnisse. Nur ist das Problem, dass Argentinien laut Experten nicht mal die Schulden bezahlen kann, die es nach dem eigenen stark reduzierten Angebot bereit ist zu zahlen. Das Land ist wirtschaftlich und rechnerisch pleite und seit Freitag auch politisch, als es bewusst in die neunte Zahlungsunfähigkeit gegangen ist. 

Differenzen zwischen Argentinien und Gläubigern 

Aber weder an den Finanzmärkten noch im Land selbst hat das bisher zu großen Verwerfungen geführt. Das liegt zum einen an Corona, zum anderen aber auch daran, dass Gläubiger und Schuldner unbedingt eine Lösung erreichen wollen. Nächste Deadline: 2. Juni. Aber man darf die Prognose wagen, dass die Gespräche weitergehen, bis eine Einigung gefunden ist, denn weder die großen Investmentfonds um die US-Fonds BlackRock und Fidelity, die über 25 Milliarden Dollar an argentinischen Schulden halten, noch die Regierung in Buenos Aires haben ein Interesse an einem vollendeten Default. Besonderer Knackpunkt: Den Fonds ist vor allem die dreijährige Zahlungspause ein Ärgernis. 

Insgesamt geht es jetzt um 21 Staatsanleihen mit verschiedenen Laufzeiten in einem Gesamt-Nominalwert von 65 Milliarden Dollar, die Präsident Alberto Fernández in zehn neue Bonds zu geringeren Konditionen umtauschen will. Für diese Bonds bietet das Land eine Reduzierung der Zinsen um 62 Prozent sowie der Schulden von 5,4 Prozent. Zusätzlich verlangt die Regierung eben eine Karenzzeit von drei Jahren, bevor der Staat mit den Rückzahlungen beginnt. Insgesamt sitzt Argentinien auf Verbindlichkeiten von 312 Milliarden Dollar bei privaten Gläubigern und Finanzorganisationen wie dem Internationalen Währungsfonds (IWF). Die Summe entspricht 92 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hatte die Schulden Argentiniens als nicht tragfähig bezeichnet.

Nun geht es um einen Gegenvorschlag, der von den härtesten Gegnern der argentinischen Offerte eingebracht wurde. Darin schlagen die Investmentfonds im Wesentlichen eine neue Laufzeit bis 2027, höhere Zinsen und eine kürzere Karenzzeit vor, als jene die Argentinien angeboten hatte. Demnach würden die Gläubiger auf jede 100 Dollar Nominalwert Zinsen nur noch 62 bis 65 Dollar erhalten, anstatt der von Argentinien vorgeschlagenen knapp 40 Dollar. Experten halten eine Einigung auf 50 Prozent für denkbar

Argentinien will Pleite in der Corona-Krise unbedingt vermeiden 

Die Mitte-links-Regierung von Präsident Alberto Fernández will den Default mitten in der Coronakrise abwenden. Denn bereits vor der Pandemie steckte sein Land in einer schweren Wirtschafts- und Finanzkrise. Ein neuerlicher Zahlungsausfall wäre katastrophal. Das Land bekäme an den internationalen Märkten keine Kredite mehr, der Peso würde abstürzen, die Arbeitslosigkeit, die Inflation und in der Folge die Armut hingegen in die Höhe schnellen. Dabei braucht das Land nach einer rund dreijährigen Rezession nichts dringender als Kapital und Investoren. Die Inflationsrate betrug zuletzt mehr als 50 Prozent, für das laufende Jahr wird mit einem Rückgang der Wirtschaftskraft von bis zu 10 Prozent gerechnet. Im Anschluss an die bisher letzte Zahlungsunfähigkeit von 2001/2002 blieb Argentinien für 15 Jahre von den internationalen Finanzmärkten abgeschnitten.

Autor: Klaus Ehringfeld 

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