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Argentiniens neue "Volksheilige" begeistert gefeiert

Die Fußball-Weltmeister sind wieder zu Hause. Die Verehrung für Messi und Co. hat inzwischen quasi-religiöse Züge angenommen. Neben dem Superstar gilt der Personenkult vor allem einem Spieler.

In Argentinien wird der WM-Sieg unablässig gefeiert. Foto: Santiago SitoCC BY-NC-ND 2.0

Die Beziehung zwischen Gott und Fußball bekommt in Argentinien neue Nahrung: War die Rolle des Fußball-Heiligen bislang auf Diego Maradona festgelegt, fanden am Rande des Weltmeister-Empfangs in Buenos Aires "Heiligenbilder" von Retter Emiliano "Dibu" Martinez reißenden Absatz. "San Dibu - Beschützer der argentinischen Seele", war auf einigen Bildern zu lesen, die den Keeper mit Heiligenschein, argentinischer Fahne und rotem Torwartdress zeigten. Am Mittwoch wurde der 30-Jährige in seiner Heimatstadt Mar del Plata geehrt - und wieder waren Zehntausende Menschen dabei. Die Feierlichkeiten nehmen kein Ende.

Liebe statt Kritik

Dem Schlussmann von Aston Villa fliegen die Herzen zu. Er gehörte zu den Stützen der Argentinier im WM-Turnier von Katar, hatte maßgeblichen Anteil am Weiterkommen im Viertelfinale gegen die Niederlande im Elfmeterschießen. Im Finale gegen Frankreich glänzte er unmittelbar vor dem Abpfiff mit einer Weltklasseparade und war im dramatischen Elfmeterschießen erneut entscheidender Rückhalt seiner Mannschaft.

Die international eher kritisch kommentierten Psychospielchen des Torhüters vor dem Elferschießen sowie seine etwas vulgäre Geste nach der Siegerehrung stören die Argentinier nicht. Was beim Gewinnen hilft, ist erlaubt und wird nachträglich verklärt. Wie das legendäre Handspieltor Maradonas gegen England bei der WM 1986, das "D10S" damals mit Hilfe der "Hand Gottes" erklärte. Und wer die argentinische Nationalmannschaft so heldenhaft vor dem Aus bei der WM bewahrt, der hat wohl auch die Kraft, als Bild zu Hause an der Wand böse Einflüsse zu vertreiben.

Chaos beim Empfang der Nationalmannschaft

Wenige Länder sind so fußballbegeistert wie Argentinien. Und wohl kaum ein Land setzt in der Verehrung seiner Helden solche Maßstäbe wie der frischgebackene Weltmeister. Am Dienstag wurden Trainer Lionel Scaloni, Weltstar Lionel Messi und die ganze Mannschaft von mehr als vier Millionen Menschen in Buenos Aires empfangen.

Der Andrang war so groß, dass es das Team im weißen Bus erst gar nicht bis zum Obelisken im Stadtzentrum schaffte. Weil es am Rande der Busparade vom Trainingszentrum Ezeiza bis zur Innenstadt immer wieder zu Zwischenfällen kam, brachen die Sicherheitskräfte die Veranstaltung schließlich ab. Es gab Berichte über Personen, die von einer Brücke stürzten, eingequetscht wurden oder nach Stunden in der Mittagshitze einfach umfielen. Schließlich wurden die Spieler per Hubschrauber abgeholt und in ihre Heimatstädte geflogen.

Papst Franziskus freut sich über WM-Sieg

Das Chaos beim Empfang dürfte den Verantwortlichen zu denken geben. Sollte Papst Franziskus irgendwann doch einmal seine Heimat besuchen, müsste eine Fahrt vom Flughafen in die Stadt besser organisiert und vorbereitet werden. Der argentinische Kurienkardinal Leonardo Sandri teilte unterdessen mit, dass sich sein Kirchenoberhaupt und Landsmann über den Titelgewinn gefreut habe.

"Natürlich haben wir mit dem Papst darüber gesprochen, wir sind alle sehr glücklich über den Sieg im WM-Finale", sagte Sandri am Montagabend vor Medienvertretern in Rom. "Es war ein großartiges Ergebnis für eine Mannschaft, die sich lange vorbereitet hat", so der Kardinal.

Franziskus soll "wie alle anderen gelitten" haben, als man ihm über den Verlauf des erst im Elfmeterschießen entschiedenen Finalspiels gegen Frankreich berichtete. Live mitverfolgt hat der Papst die Partie nach Angaben der Zeitung "La Nacion" indes nicht. Er sei auch diesmal einem 1990 der Jungfrau Maria gegebenen Versprechen treu geblieben, nicht mehr fernzusehen.

Wenige Stunden vor dem Spiel am Sonntag hatte sich Franziskus vorab im italienischen Sender Canale 5 geäußert - in einem Interview, das später am Abend ausgestrahlt wurde und eine Botschaft an die Gewinnermannschaft enthielt: "Alle gratulieren den Gewinnern. Sie sollen ihren Sieg in Demut leben. Und jene, die nicht gewinnen, sollen es mit Freude tun; denn der größte Wert ist nicht, zu gewinnen oder nicht zu gewinnen, sondern fair und gut zu spielen."

Autor: Tobias Käufer (KNA)

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