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Argentiniens Getreideexporte und der Krieg in der Ukraine

Mehrere südamerikanische Länder wie Argentinien stützen ihre Wirtschaft auf die Agrarindustrie, deren Produkte teurer denn je sind. Der Krieg in der Ukraine macht die Lage aber schwierig.

Weizenfeld im Abendlicht. Foto: Wheat sunset, emiliokuffer, CC BY-SA 4.0

Weizenfeld im Abendlicht. Foto: Wheat sunset, emiliokufferCC BY-SA 4.0

Der Krieg in der Ukraine hat die Getreidepreise auf dem Weltmarkt auf ein Rekordhoch getrieben. Je länger sich die russische Invasion hinzieht, desto höher steigen die Preise. Der derzeitige Preis von 383 Dollar pro Tonne Weizen ist für Länder wie Argentinien, Uruguay, Paraguay und Brasilien aufgrund der Bedeutung des Agrarsektors für die Exporte dieser südamerikanischen Länder eine gute Nachricht. Im Falle Argentiniens beispielsweise, stammen 67 Prozent der Exporteinnahmen aus dem Agrarsektor.

Die Märkte reagierten zunächst auf Befürchtungen, die Lieferketten könnten stark beeinträchtigt werden. Trotz der Ungewissheit über das Ausmaß und die Dauer des Konflikts warnen Experten jedoch davor, dass der anfänglich prognostizierte Boom vielleicht gar nicht kommt.

Im Gespräch mit DW sagt Daniel Miralles, argentinischer Agraringenieur und Professor an der Universität von Buenos Aires: "Der Preis für die meisten Getreidesorten hat das höchste Niveau seit Ewigkeiten erreicht. Unter diesem Gesichtspunkt ist es zweifellos positiv, aber der andere Aspekt, den man immer im Auge behalten muss, ist, was mit den Kosten für die Produktion von Getreide geschehen ist. Betrachtet man dieses Verhältnis, so muss man zumindest in Argentinien doppelt so viel Weizen produzieren, um den gleichen Gewinn wie in den Vorjahren zu erzielen."

Problem Kraftstoff und Düngemittel

Zu den Faktoren, die sich auf die Gewinne der südamerikanischen Getreideexporteure auswirken, gehört der Anstieg der Preise für fossile Brennstoffe, der sich bei der Getreideproduktion "auf den Transport von Getreide und die Produktion von Düngemitteln niederschlägt", erklärt Luciano Codeseira, Direktor von Gas Energy Latin America für Argentinien und Uruguay gegenüber der DW.

Codeseira prognostiziert, dass "der Preisanstieg beim Treibstoff um einige Punkte nachlassen könnte, aber bis nach dem Winter 2023 hoch bleiben wird, da die treibende Kraft die Entscheidung Europas ist, sich vom russischen Gas zu trennen".

Zum anderen beeinflussen Düngemittel auch die Produktion von Mais, Weizen und Gerste erheblich. Russland ist der Hauptexporteur von Phosphor und Stickstoff für den Anbau. "Die Kosten für Düngemittel sind viel stärker gestiegen als der Getreidepreis. Vor dem Krieg betrug der Anteil der Kosten für Düngemittel auf das Endprodukt 20 Prozent. Heute belaufen sich diese Kosten auf mehr als 63 Prozent, so dass wir beispielsweise bei der Maiserzeugung sogar negative Zahlen haben", erklärt der argentinische Agrarwissenschaftler Daniel Miralles.

Die Lage könnte sich für die südamerikanischen Getreideexporteure sogar noch verschärfen: "Sollte der Krieg andauern, wird sich die Situation verschlimmern, weil es weniger Düngemittel geben wird, da Stickstoffdünger aus Erdgas hergestellt wird. Infolge der dann steigenden Preise für Düngemittel wird weniger Getreide produziert werden können, was wiederum die Getreidepreise steigen lässt. Diese Realität kann auf die gesamte südliche Hemisphäre übertragen werden, da das Szenario dort genau dasselbe ist."

Vielversprechende Zukunft für Soja und seine Produkte

Die Kulturpflanze, die in Ländern wie Argentinien, Uruguay, Paraguay und Brasilien erhebliche Gewinne erwirtschaften kann, ist Soja, weil sie billiger zu produzieren ist und Produkte wie Sojaöl in Ermangelung von Sonnenblumenöl weltweit an Bedeutung gewinnen können.

Außerdem sei zu bedenken, dass auf einem stark umkämpften Markt diejenigen Kulturen bevorzugt werden, die wirtschaftlicher sind und mehr Ertrag bringen, so Miralles. "Heute schätzt man, dass die Anbaufläche in Argentinien um 5 bis 7 Prozent zurückgehen wird. Die Auswirkungen werden sich bei der Sommeraussaat von Mais stärker bemerkbar machen, nicht aber bei Soja, das keine Düngemittel benötigt. Daher wird der Anbau dieses Erzeugnisses wahrscheinlich zunehmen, ebenso wie der von Sonnenblumen, aufgrund ihres Marktpreises, während die anderen abnehmen werden." Die Folgen der aktuellen Entwicklung würden sich, so Miralles, ab der kommenden Anbausaison im September zeigen.

Autorin: Monica Nanjari, Quelle: Deutsche Welle

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