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Argentinien, Brasilien |

Argentinien und Brasilien streben gemeinsame Währung nach Vorbild des Euro an

Die beiden südamerikanischen Schwergewichte Argentinien und Brasilien wollen einen zweiten Anlauf zur Schaffung einer gemeinsamen Währung starten. Der „Sur“ soll auch für andere lateinamerikanische Länder offen sein. 

Übergabe von Hilfszahlungen in Rio de Janeiro. Foto (Symbolbild): Adveniat/Philipp Lichterbeck

Die Information zur gemeinsamen Währung teilte der argentinische Wirtschaftsminister Sergio Massa der britischen Zeitung „Financial Times“ (FT) am Sonntag mit. Die neue Währung soll den Namen „Sur“ (Süden) tragen und zunächst nur die beiden größten Volkswirtschaften Südamerikas integrieren, tendenziell aber für weitere lateinamerikanische Länder offen sein. Die Idee einer gemeinsamen Währung wurde bereits 2019 von den damaligen rechten Staatschefs Mauricio Macri und Jair Bolsonaro unter dem Namen „peso real“ erörtert. Nach Vorbehalten der brasilianischen Zentralbank wurde das Projekt aber nicht weiterverfolgt. Nun aber hofft vor allem Argentinien mit dem Machtwechsel im Nachbarland zu einer linken Regierung auf eine erfolgreiche Wiederbelebung des Projekts. 
 
Die gemeinsame Währung wird zentrales Thema des Gipfeltreffens der Gemeinschaft der lateinamerikanischen und karibischen Staaten (CELAC) in dieser Woche in Buenos Aires sein. Dort sind auch bilaterale Treffen zwischen Brasiliens neuem Linkspräsidenten Lula da Silva und Argentiniens linksliberalen Staatschef Alberto Fernández geplant. Es ist Lulas erste Auslandsreise seit der Amtseinführung am 1. Januar.
 
Die beiden befreundeten Staatschefs veröffentlichten am Sonntag in der argentinischen Wochenzeitung „Perfil“ einen gemeinsamen Beitrag, in dem sie sich für die regionale Integration stark machen. Dabei sollte die Schaffung einer „gemeinsamen südamerikanischen Währung" vorangetrieben werden, um die „Finanz- und Handelsströme" zu erleichtern. Ziel sei es, die „externe Abfälligkeit“ zu reduzieren. Lula hatte bereits bei seiner ersten Amtszeit im Jahre 2003 die Idee einer gemeinsamen Währung nach dem Vorbild des Euro für Lateinamerika propagiert. 

Wirtschaftsmacht und Krisenstaat
 
Allerdings: Während Brasilien, die größte Ökonomie Lateinamerikas, Potenzial hat und das auch ausschöpfen kann, ist Argentinien wirtschaftlich ein chronischer Krisenstaat, der trotz unfassbar großer Ressourcen niemals auf die Füße kommt. Die Jahresinflation liegt bei einhundert Prozent, die Armut ist explodiert, die Devisen sind knapp. Der Zugang zum internationalen Finanzsystem ist faktisch versperrt. Daher ist die Überlegung der Regierung Fernández hinter der Idee vor allem, die Abhängigkeit vom US-Dollar zu verringern und sich ungebundener vom internationalen Finanz- und Wirtschaftskreislauf zu machen. 
 
Argentiniens Enthusiasmus für die gemeinsame Währung kontrastiert mit Vorbehalten in Brasiliens Wirtschaft, sich so eng an einen immer wieder kriselnden Nachbarn zu binden. Im vergangenen Jahr hatte der bilaterale Handel zwischen den Nachbarn um 21 Prozent zugenommen. Seit dem Zahlungsausfall 2020 hat Buenos Aires keinen Zugang zu internationalen Krediten mehr und schuldet dem Internationalen Währungsfonds mehr als 40 Milliarden Dollar aus einem Rettungspaket von 2018. Im Oktober wird in Argentinien ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin für Fernández gewählt. Dass die Linke wieder gewinnt, gilt im Moment als sehr unwahrscheinlich. 

Schwierige Voraussetzungen
 
Die Gespräche über die Währungsvereinheitlichung seien „der erste Schritt auf einem langen Weg“, betonte Wirtschaftsminister Massa gegenüber der FT. Die Verhandlungen würden von „Steuerfragen bis zur Größe der Volkswirtschaften und der Rolle der Zentralbanken" gehen. Laut FT könnte das Währungsgebiet - ähnlich wie der Euro in Europa - später um weitere lateinamerikanische Länder erweitert werden. Massa selbst erinnerte in der „Financial Times“ daran, dass Europa 35 Jahre gebraucht habe, um die Währungsunion herzustellen. 
 
Dass das Projekt einer gemeinsamen Währung im streitlustigen Südamerika schwierig werden wird, kann man schon am Mercosur sehen, dem gemeinsamem südamerikanischen Markt. Dem gehören Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay an. Aber weder sind sich die Staaten untereinander grün, noch können sie sich etwa mit der EU auf ein Freihandelsabkommen einigen. Vor kurzem hatte Uruguay erklärt, ein separates Abkommen mit China und der Pazifik-Allianz, einem Block aus Chile, Kolumbien, Mexiko und Peru, aushandeln zu wollen, was gegen die Regeln des Mercosur verstößt. 

Autor: Klaus Ehringfeld

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