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Brasilien |

Amazonas-Bischof Bahlmann: "Wir sitzen im selben Boot"

Im brasilianischen Urwaldbistum Óbidos engagiert sich der katholische Bischof Johannes Bahlmann für die arme Landbevölkerung. Krankenhausschiffe des Bistums, die auf den Amazonasnebenflüssen fahren, haben während der Coronazeit viele Menschenleben gerettet. Im Interview spricht der deutsch-brasilianische Bischof über die aktuelle Corona-Situation in seinem Bistum und was die Menschen in Brasilien im Hinblick auf die Kirche bewegt. 

Bischof Johannes Bahlmann am Hafen von Óbidos im brasilianischen Amazonas-Gebiet. Foto: Florian Kopp/Adveniat

Bischof Johannes Bahlmann am Hafen von Óbidos im brasilianischen Amazonas-Gebiet. Foto: Florian Kopp/Adveniat

Blickpunkt Lateinamerika: Wie sieht die aktuelle Corona-Situation in Ihrem Bistum aus? 

Bischof Johannes Bahlmann: Wir haben momentan sehr wenig Corona-Patienten, aber es kann noch eine weitere Welle kommen. Aktuell hat man den Eindruck, die Pandemie sei überstanden. 

Was wird am dringendsten benötigt?

Am dringendsten notwendig ist es jetzt, die Konsequenzen von Corona aufzuarbeiten. Manche Menschen brauchen dabei Hilfe, da sie psychisch, spirituell, körperlich und auch wirtschaftlich an den Folgen der Pandemie leiden. Erneut sind wir dabei, Lebensmittel und Hygieneartikel zu verteilen. Viele haben pandemiebedingt ihre Arbeit verloren, z.B. Tagelöhner, die jetzt kein Einkommen mehr haben.

Kann Adveniat, kann Deutschland helfen?

Es bedarf der internationalen Solidarität, da in unserer Region sehr viele Menschen in Armut leben und wir das alleine nicht stemmen können. Die Kommunen können das nicht schaffen, und von daher ist es sehr wichtig, dass wir Unterstützung erhalten. Gleichzeitig ist diese Hilfe auch ein Zeichen für uns weiterzumachen und zu versuchen, die Probleme zu lösen.

Welche Zwischenbilanz ziehen Sie bezüglich der Auswirkungen der Pandemie? 

Durch die Pandemie haben die Menschen gelernt, anders miteinander umzugehen. Es wurde ein Bewusstsein dafür geschaffen, dass wir alle im „gleichen Boot“ sitzen und eine Verantwortung gegenüber dem Anderen haben. 

Zudem haben sich auch Schwächen gezeigt. Besonders unsere Infrastruktur war auf die Pandemie nicht vorbereitet. Einerseits war das im Gesundheitsbereich der Fall, andererseits im Erziehungsbereich. Die Schulen waren kaum geöffnet. Per Internet hat man dann versucht, den Unterricht zu erteilen und dabei festgestellt, dass wir da noch ein großes Defizit haben. Hinzu kommt: Wir haben viele Menschen in unseren Familien, in unserem Freundeskreis und in unseren Gemeinden verloren - Priester, Ordensleute, Kommunionhelfer und Gemeindeleiter. Das merkt man schon, dass das aufgearbeitet werden muss. 

Was hat Ihnen und Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Mut gemacht? 

Zeichen der Solidarität haben uns Mut gemacht, zum Beispiel aus der Bevölkerung oder auch von außen durch die Hilfe von Adveniat. Das gibt einem Mut und Hoffnung, dass man nicht alleine ist.

Bei Ihrem Engagement sind besonders die neuen Krankenhausschiffe hervorzuheben. Was konnten Sie damit erreichen? 

Besonders in der Pandemie haben wir in mehreren Gemeinden und Städten Menschenleben retten können – sowohl mit den Krankenhausschiffen, als auch in den Gesundheitszentren. In den vergangenen zwei Jahren der Pandemie hatten wir 180.000 Behandlungen. Viele Menschen haben jahrelang darauf gewartet, behandelt zu werden. Dafür bin ich allen Organisationen, auch Adveniat, dankbar, die uns in dieser Zeit geholfen haben. Das war sehr wichtig. 

Wird es weitere Schiffe geben? 

Ja, wir sind jetzt dabei, das dritte Krankenhausschiff fertigzustellen. Es wird den Namen Johannes XXIII. bekommen und im Bundesstaat Amazonas eingesetzt werden. Es wird dann mit den beiden anderen Krankenhausschiffen den ganzen Amazonasfluss von den Grenzen Kolumbiens und Perus bis hin zum Atlantik befahren. Für uns und für die Bevölkerung ist das ein sehr großer Gewinn, worüber wir sehr froh sind.   

Was bewegt die Menschen in Brasilien, besonders mit Blick auf die Kirche?

Bei der Kirche in Brasilien geht es darum, wie man die Kirche erneuern kann. Im Amazonasgebiet steht für die Menschen jedoch das Überleben im Vordergrund. Viele Menschen leben unterhalb der Armutsgrenze. Bei uns in Óbidos sind das rund 50 Prozent. Daher muss man sich zuerst fragen, wie die Menschen hier überleben können. Ich glaube, dass wir uns auf den synodalen Weg aufmachen, um zu erfahren, was gerade wichtig ist und in welcher Situation wir uns befinden. Was ist positiv, was ist negativ und was müssen wir ändern? Auch müssen wir garantieren, dass der Glaube von einer Generation zur anderen weitergegeben wird. 

Hilfe für die Menschen in der Corona-Krise
Das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat leistet in der Corona-Krise Nothilfe für die Menschen am Amazonas und in ganz Lateinamerika. Informieren Sie sich und helfen Sie mit! Jede Spende zählt.

Interview: Carolin Kronenburg, Bearbeitung: Linus Ahlers

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