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Adveniat startet Spendenaktion "ÜberLeben in der Stadt"

In Manaus suchen Migranten aus Lateinamerika und verzweifelte Menschen aus der Amazonasregion nach einer Überlebenschance. Die vom Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat unterstützte Migrantenpastoral hilft ihnen beim Ankommen in der Metropole.

Jesus Parra (links) ist mit seiner Frau Rosmary und seinen zwei kleinen Kindern wegen der anhaltenden Versorgungskrise aus Venezuela geflohen. In der brasilianischen Urwaldmetropole Manaus erhält die Familie Hilfe von der Migrantenpastoral - hier bei der Essensausgabe mit Bischof Dom Leonardo Steiner (rechts). Foto: Adveniat/Florian Kopp

Jesus Parra (links) ist mit seiner Frau Rosmary und seinen zwei kleinen Kindern wegen der anhaltenden Versorgungskrise aus Venezuela geflohen. In der brasilianischen Urwaldmetropole Manaus erhält die Familie Hilfe von der Migrantenpastoral - hier bei der Essensausgabe mit Bischof Dom Leonardo Steiner (rechts). Foto: Adveniat/Florian Kopp

Schwester Dina hat soeben 150 Lebensmittelpakete an Flüchtlingsfamilien aus Venezuela, schwangere und stillende Frauen verteilt. Die 60-jährige Ordensfrau der Migrantenpastoral der Erzdiözese Manaus hat viel zu tun. In der Urwaldmetropole stranden Menschen aus dem Amazonasgebiet und anderen Ländern in der Region. Sie versuchen, in der Zwei-Millionen-Metropole zu überleben. Überall in der Stadt sieht man, wie sie Wasserflaschen an Ampeln und Kaffee im Hafen verkaufen.

Das Pastoral-Büro im Zentrum ist erste Anlaufstelle für die Ankommenden. Hier versuchen Dina und die anderen Mitarbeiter, ein wenig Ordnung in das Leben der Menschen zu bringen. "Wir helfen ihnen, ihre Ausweise und Dokumente in Ordnung zu bringen, geben ihnen Essen und Kleidung", sagt Dina, die dem Orden der Scalabrinianer angehört. Es sind Migranten aus Kuba oder Kolumbien, aber auch viele Haitianer, die vor dem Chaos in ihrer Heimat, den Erdbeben, der Gewalt krimineller Banden und der Armut fliehen.

Scalabrinianer-Schwestern helfen Migranten

"Manche Haitianer wollen von Brasilien aus Richtung USA ziehen. Andere suchen hier ein neues Zuhause", sagt Dina. In Manaus gibt es eine große haitianische Community, die beim Neustart hilft. Nicht immer auf legale Weise. Derzeit ermittelt die brasilianische Bundespolizei gegen 80 Haitianer, die zuletzt mit gefälschten brasilianischen Aufenthaltsgenehmigungen nach Manaus kamen.

Besonders schlimm sei die Lage in Venezuela, so Dina. 700 venezolanische Familien sind bei der Pastoral registriert. "Viele Menschen in Venezuela wissen nicht, wie sie überleben sollen." Der Niedergang der Ölindustrie hat selbst gut ausgebildete Fachkräfte in die Armut getrieben - und dann in die Flucht.

Adveniat-Aktion "ÜberLeben in der Stadt"

Das deutsche katholische Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat unterstützt die Migrantenpastoral in Manaus. Unter dem Motto "ÜberLeben in der Stadt" hat das Hilfswerk am Sonntag, 28. November 2021 seine Spendenaktion in der Advents- und Weihnachtszeit eröffnet. Acht von zehn Menschen in Lateinamerika und der Karibik leben laut Adveniat in Städten, ein Auskommen auf dem Land können sie nicht mehr bestreiten. Doch auch in den Städten herrscht eine oft aussichtslose Lage, der viele durch die Flucht nach Europa oder in die USA zu entkommen suchen.

"Die meisten Migranten haben in Brasilien keine Chance auf staatliche Hilfe. Denn sie kommen ohne Ausweispapiere oder aber über die grüne Grenze, haben also keine Einreisestempel", erklärt Dina. Neben den bürokratischen Hürden trifft sie auch die Realität in Manaus: Es mangelt an Wohnraum, die Ankommenden sind der Ausbeutung durch Vermieter ausgeliefert. Oft seien Zimmer voll Schimmel, so dass die Kinder krank würden."Trotzdem findet man keine Bleibe für unter 400 Reais", sagt Dina, umgerechnet 65 Euro. Das entspricht knapp 40 Prozent des brasilianischen Mindestlohns. Richtige Jobs bekommen die Migranten jedoch nicht, ihnen bleibt der Straßenverkauf, ein Leben "von der Hand in den Mund".

Armut durch Corona und Rohstoffausbeutung

Manaus wurde durch die Pandemie hart getroffen. Die einst starke Industrie steht still. Auch immer mehr Brasilianer aus der Amazonasregion kommen in die Metropole. Sie haben im Landesinneren aufgegeben, weil der Tourismus eingebrochen ist. Andere trifft der Strukturwandel, wie die Fischer, die unter den großen Fischfarmen leiden. Auch Infrastruktur-Megaprojekte in Amazonien oder die illegale Goldförderung vertreiben die Menschen.

Zudem versuchten evangelikale Gruppen aus den Niederlanden, den USA oder Kanada, die Indigenen im Amazonasgebiet zu bekehren - und zerstörten damit deren familiäre Strukturen, sagt Dina. Das mache Amazonien derzeit den Garaus. "Die Landflucht, von der wir seit den Siebzigerjahren immer gesprochen haben - sie findet jetzt gerade statt."

Seit 36 Jahre arbeitet Dina mit Migranten. Eigentlich hätte sie längst zur Pessimistin werden müssen, sagt sie. Doch für sie sei es eine Chance, kreativ zu sein. "In der Krise liegt stets eine Möglichkeit. Und das Volk lässt sich nicht von diesem Szenario brechen." Viele würden sich neu erfinden, um überleben zu können.

Text: Thomas Milz, kna

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