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Kolumbien, Venezuela |

1.000 Mahlzeiten pro Tag

Seit drei Monaten öffnet die "Casa de Paso Divina Providencia" täglich ihre Pforten und hat bereits mehr als 155.000 Mahlzeiten an Bedürftige ausgegeben. Foto: Diözese Cucutá, Facebook
Seit drei Monaten öffnet die "Casa de Paso Divina Providencia" täglich ihre Pforten und hat bereits mehr als 155.000 Mahlzeiten an Bedürftige ausgegeben. Foto: Diözese Cucutá, Facebook

Das Gebäude, in dem ab sechs Uhr morgens gearbeitet wird, liegt hinter einer unscheinbaren weißen Wand. "Diözese Cucuta" ist darauf zu lesen und eine Botschaft von Papst Franziskus: "Es gibt keine Kirche ohne Wohltätigkeit; man muss den Armen helfen." Mehr als zwei Dutzend Freiwillige der "Casa de Paso Divina Providencia" sind im Einsatz. Es werden Kartoffeln geschält, Tomaten gewaschen, Würstchen klein geschnitten.

"Die Freiwilligen beginnen ganz früh, denn wir erwarten auch heute wieder mehr als 1.000 venezolanische Brüder und Schwestern", sagt Padre Hugo Suarez Moreno. Der katholische Geistliche ist inzwischen ein bekanntes Gesicht in der sechstgrößten kolumbianischen Stadt gleich an der Grenze zu Venezuela. Die Lokalzeitung "La Opinion" berichtet regelmäßig über die karitative Arbeit seines Teams. "Sie tun das alles freiwillig, obwohl es inzwischen Kolumbianer gibt, die nicht besonders erfreut sind über das, was wir tun. Aber das ist wohl in jedem Land der Welt so, dass Hilfe für Flüchtlinge nicht überall willkommen ist."

Täglich neue Flüchtlinge aus Venezuela

In riesigen Töpfen wird gekocht. Jeden Tag aufs Neue werden mehr als 1.000 Mahlzeiten vorbereitet. Inzwischen auch sonntags, denn der Strom an Hilfesuchenden aus der Nachbarstadt San Cristobal und ihren umliegenden Gemeinden wie San Antonio reißt nicht ab. "Die Entwicklung in Venezuela ist hier zu spüren. Die Krise dort bekommen wir hier hautnah mit", sagt Padre Hugo. Seit Beginn der Massenproteste im April kamen immer mehr Flüchtlinge. Es gibt zwei Gruppen von Besuchern der Einrichtung: Jene Venezolaner, die ihr Land dauerhaft verlassen wollen und versuchen, entweder in Cucuta oder anderen kolumbianischen Städten Arbeit und Unterkunft zu finden. Und die Grenzgänger. "Comerciantes", wie sie sich selbst nennen, Straßenverkäufer für Saft, Kochbananen oder Obst. Die in Kolumbien verdienten Pesos versuchen sie in Venezuela umzutauschen.

Mangel an Lebensmitteln und Medikamenten

Wegen der von einer Hyperinflation entwerteten venezolanischen Währung ist der kolumbianische Peso jenseits der Grenze heißt begehrt. Nach Behördenangaben haben sich allein in den vergangenen sechs Jahren 350.000 Venezolaner in Kolumbien niedergelassen. Das birgt sozialen Sprengstoff - denn sie drängen auf den Arbeitsmarkt und werden zu Konkurrenten im Niedriglohnsektor. Es ist vor allem die katastrophale Versorgungslage in Venezuela, die die Menschen in die "Casa de Paso Divina Providencia" treibt. "Sie kommen nicht an Lebensmittel, es gibt keine Medikamente. Hier bekommen sie wenigstens eine warme Mahlzeit, die ein wenig stärkt auf ihrem weiteren Weg. Wohin sie der auch immer führt", sagt Padre Hugo. Nach drei Monaten freiwilligem Dienst sind seine Helfer ein fest eingespieltes Team. Jede Hand weiß, was sie zu tun hat. Padre Hugo ist "Springer", eilt von Kochtopf zu Kochtopf, putzt die Tische oder lenkt die ankommenden Venezolaner in die richtige Schlange.

Ehrenamtliche gehen an ihre Grenzen

Weil es inzwischen so viele sind, haben sich die Helfer eine ausgeklügelte Strategie ausgedacht. Vorgelassen werden erst die Kinder und die Alten; danach dürfen Gruppen in je 20 Besuchern den Garten des Pfarrheims betreten. Es geht diszipliniert und höflich zu. Es kommen viele junge Familien, die keine Zukunft mehr in Venezuela sehen. "Ich weiß nicht, wie es in Venezuela weitergeht. Aber ich weiß, dass wir wohl noch sehr lange kochen müssen", sagt Padre Hugo. Die Arbeit für die Grenzgänger geht an die Substanz. Aber: "Wir werden solange weitermachen, wie es möglich und nötig ist", verspricht er.

Bislang funktioniert alles rein ehrenamtlich. Die Lebensmittel spenden ortsansässige Unternehmen, die Helfer arbeiten für Gotteslohn und stammen alle aus der Pfarrei La Parada. Ein paar venezolanische Freiwillige sind dazugestoßen, um ihren Landsleuten unter die Arme zu greifen. Zusätzliche Hilfe könnte Padre Hugo dennoch gebrauchen, denn auch er weiß, dass die harte Arbeit an den Kräften zehrt: "Viele arbeiten bis zur Erschöpfung. Ich weiß nicht, wie lange sie das noch durchhalten."

Quelle: KNA, Autor: Tobias Käufer

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