Puerto Rico: Spanischer König lobt Kolonialismus-Modell
Während für indigene Bewegungen die Kolonialisierung Amerikas durch Spanien die Ausrottung der Ureinwohner und die Plünderung ihrer Ressourcen bedeutet, spricht Spaniens König von einem lobenswerten “Modell”. Bei einer Rede im Rathaus der puertoricanischen Hauptstadt San Juan, die vor 500 Jahren gegründet wurde, verteidigte Felipe VI. den Konquistadoren Juan Ponce de León, der erster Gouverneur von Puerto Rico war. Von Bürgermeister Miguel Romero erhielt der spanische Monarch die Schlüssel der Stadt. Wenige Stunden vor dessen Ankunft war eine Statue von Juan Ponce de León von Aktivisten gestürzt worden. Name der Gruppe: Fuerzas Libertarias de Borikén – Borikén war einst der indigene Name der Insel. Die 589 Kilogramm schwere Statue wurde wieder auf ihren Sockel gestellt und von der Polizei geschützt. Hergestellt worden war sie aus dem geschmolzenen Stahl britischer Kanonen. Bürgermeister Miguel Romero erklärte zur Wiederaufrichtung der Statue, die Spanier von vor 500 Jahren seien andere gewesen als die heutigen.
Dunkle Seiten außen vorgelassen
Felipe VI. verwies in seiner Rede auf die Bauten der spanischen Kolonialherren, die auch nach über 500 Jahren öffentliche Institutionen beherbergten. Das historische Zentrum von San Juan zum Beispiel sei 1993 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt worden. Die Kolonialisierung durch Spanien habe für den Bau von Universitäten, Schulen, Krankenhäusern und Druckereien gesorgt. Spanien habe seine Sprache und seine Kultur nach Amerika gebracht, ebenso wie den Glauben. Hinzu kämen Werte und Prinzipien, wie die Idee von den universellen Menschenrechten. Von Scham für die Verbrechen der Kolonisatoren fand sich in der Rede des Königs der spanischen Zeitung “El País” zufolge keine Spur. Stolz sein sollten nach Ansicht der Monarchen sowohl die Puertoricaner und Spanier als auch die anderen spanischsprachigen Völker.
In Puerto Rico spielt der Indigenismo im Vergleich mit anderen lateinamerikanischen Ländern eine geringe Rolle. In Mexiko zum Beispiel ist die Kritik am spanischen Kolonialismus auch von offizieller Seite deutlich schärfer. Präsident Andrés Manuel López Obrador hatte 2019 den spanischen König schriftlich zu einer Entschuldigung für die Conquista aufgefordert. Felipe VI. ging hierauf nicht ein.